Nachwuchs bei den Weißstörchen

Endlich lässt sich der Nachwuchs bei den Störchen blicken. Die Nester sind proppenvoll. In Sückau ( Amt Neuhaus) Sind es gleich fünf Jungvögel. Nun heißt es für dasd Storchenpaar Futtersuche in Dauerschleife, denn die kleinen Mäuler wollen ja gestopft werden.

0 Kommentare

Die Memel als Kompass, der Herzschlag als Sextant

Mit der Strömung - von Druskininkai bis Kaunas

Autorin: Petra Daniela Stein

Es ist unerklärlich, bescheuert und total versponnen... So viel steht fest! Aber es ist auch wahnsinnig schön! Ich bin wach - seit mindestens 30 Minuten - und grinse vor mich hin. So als wäre ich völlig irrational und unsterblich verliebt. Doch das ist es nicht! Die Glückseligkeit, die mich erfüllt, schöpft ihre Kraft aus einer anderen Quelle.

Zum ersten Mal auf dieser Reise bin ich aufgewacht und mein Kopf war nicht sofort voller Gedanken. Zum ersten Mal treibt mich nichts, drängt mich nichts, will nichts beantwortet oder geklärt werden. Ich liege einfach nur da und sehe durch eine Luke meines Wohnmobils wie langsam die Sonne über der Memel aufgeht. Es gibt keinen nennbaren Grund und dennoch macht plötzlich alles Sinn - mein komplettes, neuralgisch verdrehtes Leben. Es hat eine heilende Akupunktur-Nadel bekommen. Hier, in Druskininkai - einer der ältesten Kurstädte in Litauen. Nicht, weil ich eine medizinische Behandlung gemacht hätte. Nein. Ich bin einfach nur hier und die Dinge nehmen ihren Lauf. Die Heilung passiert wie von allein. Mein Leben fließt wieder. Und durch die kleine Luke meines Wohnmobils sehe ich auch schon in welche Richtung... flussabwärts, immer an der Memel entlang. Das ist nun mein Weg. 

Quadratschädel unter sich

mehr lesen 4 Kommentare

Vom großen Glück nach 13 Jahren anzukommen...

Über Umwege ans Ziel: Litauen!

Autorin: Petra Daniela Stein


Heute ist es soweit! Die große Stunde naht... Noch etwa drei Stunden Fahrt liegen vor mir. Bis zur Grenze. Und ich bin so aufgeregt, nervös und gespannt, dass ich fast platze. Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich litauischen Boden betreten. Die alte Heimat meines geliebten Opas. Ist das nicht absoluter Wahnsinn? Ja, für mich ist es das! Ich könnte weinen vor Glück. Jetzt schon. Obwohl ich nun seit einer Woche mit dem Wohnmobil unterwegs bin - mit dem festen Ziel Litauen, fühlt sich nun alles so unwirklich an. Als wäre ich noch immer in einem meiner alten Träume. 13 Jahre lang habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, diesen Schritt zu gehen. 13 Jahre lang fehlte mir zuerst die Kraft und dann der Mut, es in die Tat umzusetzen. Aber heute werde ich es tun! Wahnsinn!!!

Der Zeigefinger trifft die Entscheidung

mehr lesen 0 Kommentare

Was braucht der Mensch und wieviel davon?

Natur und Leben in Masuren

Autorin: Petra Daniela Stein

Manchmal passieren merkwürdige Dinge. Manchmal rechnet man mit dem Besten und erfährt das Schlimmste. Und manchmal rechnet man mit nichts und plötzlich wird dieses Nichts Alles - ein ganzes Universum voller Möglichkeiten und Antworten auf Fragen, die man sich zuvor noch nicht mal gestellt hatte. Ja, so kann man es sagen. So kann man sie beschreiben - meine Reise durch Masuren. 

Als ich morgens mit dem Wohnmobil losfahre, ist Masuren nur ein Durchgangsland für mich. Ein notweniger Streckenabschnitt, um von der polnischen Ostsee nach Litauen zu gelangen. Mehr nicht. 500 ätzende Kilometer, auf die ich überhaupt keine Lust habe. Denn das Navi zeigt mir nicht einmal eine Autobahn an, die ich benutzen könnte. Nur Landwege. Und ich weiß mittlerweile was das in Polen bedeutet... Löcher, Löcher und noch mal Löcher in der Strasse... Naja, was soll's. An einem Tag werde ich das ja wohl schaffen. Und dann bin ich endlich in Litauen. Das ist der Plan. Nur wird daraus nichts.

mehr lesen 2 Kommentare

Strahlende Schönheit mit langen Schatten

Von Danzig nach Stutthof

Autorin: Petra Daniela Stein

Puh... das kann ich mir unmöglich alles merken, denke ich bei mir, während ich abwechselnd meinen leeren Magen mit Kaffee und mein müdes Gehirn mit endlos langen Informationstexten aus dem Internet zuschütte. Es ist 8 Uhr morgens. Ich sitze noch beim Frühstück in meinem Wohnmobil. Draußen nieselt es leicht. Und ja: ich habe schon wieder unfassbar viele Pläne!

Ganz oben auf meiner To-Do-Liste steht Danzig. Hansestadt. Großstadt. Zerbrochene Stadt. Fenster zur Welt? Irgendwie scheint es da ziemlich viele Meinungen zu geben. Mein Recherche-Partner Dr. Google zeigt mir die Spannweite mehr als deutlich auf. Ob ich den Charakter dieser Stadt an einem Tag erfassen kann? Ich werde es versuchen.  Eins nach dem anderen. Das Wichtigste zuerst: ich muss in dieser unbekannten Stadt, in der fast eine halbe Million Menschen leben, einen ordentlichen Parkplatz für mein Wohnmobil finden. 

mehr lesen 2 Kommentare

Der Tod per Beschluss - und der Kampf dagegen

Keine Auszeit an der Ostseeküste

Autorin: Petra Daniela Stein

Ich liebe Wasser. In jeder Form. Flüsse, Seen, Teiche, Tümpel... Aber am meisten liebe ich: das Meer! Ich muss nicht unbedingt hinein springen. Hier an der polnischen Ostseeküste wäre das auch sicher ein recht kaltes Vergnügen. Aber das Betrachten der Wellen, wie sie brechen und brechen und unaufhörlich an den Strand rollen... das ist ein Anblick, der mich unheimlich entspannt. Und dafür bin ich hier, in Stegna an der polnischen Küste - zum Entspannen!

Die Tage in Niederschlesien waren so erlebnisreich und intensiv, dass ich jetzt ein wenig salzige Meeresluft zwischen meinen Haaren und auf meiner Haut spüren möchte. Ein paar hübsche Naturfotos dazu hätte ich auch noch gerne. Doch irgendwie merke ich schon jetzt, dass mir die kleine Auszeit nicht ganz gelingen wird. Warum? Ich spreche es gegen den Wind. Niemand hört es. Nur ich. Ein einziges Wort: "Kaliningrad"! Doch NEIN! Nicht weiter denken. Nicht jetzt...

Schmierige Grüsse aus der Luft

mehr lesen 1 Kommentare

Früher Feinde, heute Freunde

Mission Heimaterde nimmt unerwartete Wendung

Autorin: Petra Daniela Stein

Ich gebe zu, ich trödle mit voller Absicht in der Gegend herum. Der Gedanke, dass ich heute eigentlich "Omas Haus" in Niederschlesien finden möchte, bereitet mir Stress. Was ist, wenn ich versage? Was ist, wenn ich das Haus nicht finde, wenn es gar nicht mehr existiert? Und was ist, wenn doch? Kann ich es ertragen, den Ort zu sehen, an dem sie aufwuchs und an dem 1945 der grausame Doppelmord an ihren Großeltern geschah? "Szczytnica" steht auf dem Zettel, den ich nervös zwischen meinen Fingern hin und her wandern lasse. Szczytnica - wieder so ein Zungenbrecher! So heißt der Heimatort meiner Oma also heute. Ich schnippe das Stück Papier in das Handschuhfach meines Wohnmobils und starte den Motor. Szczytnica muss warten! Jetzt habe ich erst einmal die Berge im Blick.

Ich weiß nicht, ob meine Oma jemals im Riesengebirge war. Immerhin liegt es fast 100 Kilometer in südlicher Richtung von ihrem ehemaligen Wohnort entfernt. Doch ich erinnere mich noch gut an die Märchen, die sie mir als Kind darüber erzählte. Dass ein Berggeist namens Rübezahl da leben würde. Mal trat er als Bewacher und Beschützer auf - mal als der Teufel persönlich. Oma war da sehr flexibel. Ich nehme an, dass sie ihre Geschichten dem Grad meiner Artigkeit anpasste. Ein Buch, aus dem sie ablas, hatte sie sowieso nicht. Alle Märchen, Fabeln, Geschichten und Gedichte, die sie mir in den schillerndsten Farben vortrug, waren direkt in ihrem Kopf abgespeichert oder entstanden erst dort. Sie hatte Phantasie wie keine andere und ein immenses literarisches Talent. In einem anderen Leben wäre sie vielleicht eine Schriftstellerin oder Autorin geworden - so wie ich.

mehr lesen 1 Kommentare

Was von Omas "schänem Schläsien" blieb

Spurensuche mit Überraschungen in Niederschlesien

Autorin: Petra Daniela Stein

Es ist gerade mal eine Stunde Fahrt von der deutsch-polnischen Grenze bis zu dem kleinen Dorf Czernikowice. Ein schrecklicher Zungenbrecher für mich, dieser Ortsname. Ich musste ein wenig googeln, um herauszufinden, dass es tatsächlich das richtige Dorf ist. Das Dorf, in dem meine Oma geboren wurde. Damals, 1928, als sie zur Welt kam, hieß es noch Sandwaldau und gehörte zu Niederschlesien (Deutschland). So steht es in ihren handschriftlichen Unterlagen, die ich alle fein säuberlich aufbewahrt habe und in Kopie mit mir führe. Ich war noch nie dort. Nicht in Polen und erst Recht nicht in diesem Dorf mit dem unaussprechlichen Namen, in dem die Wiege meiner Oma stand. Was mich wohl dort erwarten wird?

Als ich die kurvigen Landstraßen entlang fahre, mache ich mir Vorwürfe. Warum habe ich diese Reise nicht gemacht als Oma noch lebte? Warum hab ich sie nicht einfach eingepackt und mitgenommen? In ihre alte Heimat, ihr "schänes Schläsien" wie sie immer betonte. Naja, wenn ich ehrlich bin, sagte sie noch mehr als das. "Die verfluchten Polaken haben das schäne Schläsien bekommen" - das war ihr Standardsatz, wenn man sie auf ihre alte Heimat ansprach. Vielleicht hab ich deshalb nie den Vorschlag gemacht, mit ihr zusammen dorthin zu fahren, weil ich intuitiv spürte, dass dadurch eine sehr schlimme Wunde neu aufreißen würde.

Christa Marianne Stein, geb. Scholz, * 28.02.1928 in Sandwaldau (Niederschlesien), † 19.08.2003 in Neufahrn
Christa Marianne Stein, geb. Scholz, * 28.02.1928 in Sandwaldau (Niederschlesien), † 19.08.2003 in Neufahrn

Oma lächelte viel, doch ihr Herz war schwer. Schon als Kind merkte ich, dass ihre innere Traurigkeit ins Unermessliche ging. In ihrem Leben waren Dinge passiert. Schreckliche Dinge, die sie nie verwinden konnte. Und die meisten davon standen im Zusammenhang mit der Vertreibung aus ihrer Heimat Niederschlesien im Jahr 1945. 

mehr lesen 14 Kommentare

Die alte Heimat - eine unbekannte Welt

Von der Oberlausitz ins Ungewisse

Autorin: Petra Daniela Stein

Ein lautes und permanentes "I-aah I-aah" reißt mich aus meinen Träumen. Es sind die Rufe eines Esels. Vielleicht sind es auch mehrere. Ich kann nichts sehen. Die Rollos meines Wohnmobils sind noch unten. Ich habe die Nacht auf dem Gelände eines Wild- und Ziegenparkes in der Oberlausitz verbracht. Als ich die seitliche Schiebetüre meines Kastenwagens öffne, sehe ich, dass ich ganz allein auf weiter Flur stehe. Keine anderen Campinggäste. Die Sonne zeigt mir ihr schönstes Lächeln, Kiefernduft strömt in meine Nase... Wow! Was für ein herrlicher Morgen! Nur schade, dass ich ihn nicht richtig genießen kann.

 

Ich bin aufgeregt und das Gefühl wird immer schlimmer als ich das Gelände verlasse und mein Fahrzeug zur nahegelegenen Autobahn steuere. 40 Kilometer sind es nur noch. Bis zur Grenze nach Polen. Bin ich eigentlich bescheuert? Will ich da wirklich rüber? Was hat man mir nicht alles über Osteuropa erzählt... Ein Schauermärchen nach dem anderen! Von durchtriebenen Schlitzohren, Diebstählen, KO-Gas, zerlöcherten Straßen, korrupten Polizisten und und und... "Als Frau würde ich da nie alleine rüber fahren!" meinte ein Bekannter zuletzt. Und dennoch tuckere ich jetzt auf die Grenze zu. Nein! Moment! Ich reiße das Lenkrad noch einmal herum. Ein kleiner Umweg über Bautzen soll mir die Zeit verschaffen, die ich anscheinend noch brauche, um mir klar zu werden, ob ich tatsächlich für diese Reise bereit bin.

mehr lesen 0 Kommentare